Von Bianka Titus-Langer
In früheren Epochen war er der Liebling der Könige und eine der beliebtesten Jagdhunderassen Englands. Heute ist er eine wahre Seltenheit – ein würdevoller, schwerer Jagdhund mit einem ausgesprochenen Sinn für Humor.
Seine Treue und Zuverlässigkeit zeichnen den Clumber Spaniel aus. Obwohl ihm manchmal der Schalk im Nacken sitzt, hat er grundsätzlich einen sehr erhabenen und würdevollen Charakter. Nicht umsonst wird der Clumber der Aristokrat unter den Spaniels genannt. Im deutschsprachigen Raum führt der Clumber Spaniel im Vergleich zu dem kleineren, eleganter anmutenden Cocker Spaniel eher ein Schattendasein.
Ursprungsland: Großbritannien (UK)
Standardnummer: 109
Widerristhöhe: Rüden: ca. 45 cm, Hündinnen: ca. 40 cm
Gewicht: 25 - 34 kg
Verwendung: Stöberhund, Begleithund
FCI-Gruppe 8: Apportierhunde - Stöberhunde - Wasserhunde Sektion 2 Stöberhunde. Mit Arbeitsprüfung.
Allgemeines Erscheinungsbild: Gut ausgewogen, guter Knochenbau, lebhaft, mit einem nachdenklichen Ausdruck. Seine gesamte Erscheinung drückt Kraft aus. Der Clumber soll fest, gesund und fähig sein einen ganzen Tag auf dem Feld zu arbeiten.
Verhalten / Charakter (Wesen): Unerschütterlich, großmütig, hochintelligent, mit einer entschlossenen Körperhaltung, die seine natürliche Anlage betont. Ein stummer Arbeiter mit einer ausgezeichneten Nase.
Beharrlich, zuverlässig freundlich, würdevoll, zurückhaltender als andere Spaniels, keine Neigung zur Aggressivität zeigend.
Zugegeben, der Clumber mag vor allem wegen seiner Körpermasse etwas aus dem Rahmen der Spanielfamilie fallen, aber wer diese Rasse einmal kennen und lieben gelernt hat, den wird sie nicht mehr loslassen. Der Clumber hat meistens ein zurückhaltenderes Wesen als die anderen Spanielrassen, ein stiller Beobachter.
Im FCI-Standard Nr.109, der unter die Gruppe 8 der Apportier-, Stöber- und Wasserhunde fällt, wird der Clumber Spaniel als «unerschütterlich, großmütig und hochintelligent » beschrieben. Er ist ein ausgesprochener Stöberhund, «ein stummer Arbeiter mit einer ausgezeichneten Nase. Beharrlich, zuverlässig, freundlich, würdevoll» und frei von jeglicher Aggression. Der Clumber ist mit einem Gewicht von ca. 36,5 Kilogramm für Rüden und 29,5 Kilo für Hündinnen ein massiger Hund. Umso mehr, da er mit einer Widerristhöhe von 45 bis 51 Zentimetern für Rüden und von 43 bis 48 Zentimetern für Hündinnen auf vergleichsweise kurzen Beinen steht. Man könnte glauben, dass es sich um eine Kreuzung zwischen Spaniel und Bernhardiner handelt. Vor allem der schwere Kopf, der kräftige Körperbau und die starken Knochen des Clumbers könnten Anlass zu dieser Spekulation geben.
Doch wo liegen die Ursprünge dieser Rasse wirklich? Eine romantische Geschichte erzählt, dass der Clumber Spaniel aus der Zucht des französischen Herzogs de Noailles stammt. Während der französischen Revolution hatte der Herzog seine wertvollen Hunde angeblich nach England verschifft – zum Herzog von Newcastle, der seine Residenz im Clumber Park in Nottinghamshire hatte. Dennoch fand die Forschung bis heute keine ausreichenden Belege, diese Theorie zu stützen. Nach wie vor gilt der Clumber Spaniel als rein englische Rasse – möglicherweise entstanden aus frühen Spanielrassen und tatsächlich aus Einkreuzungen mit den schweren Bernhardinern.
Dass der Herzog von Newcastle mit seinem Wohnsitz im Clumber Park zweifelsohne für den Namen der Clumber verantwortlich ist, beweist ein Gemälde aus dem Jahr 1788, das ihn mit einer Reihe weißer und zitronenfarbiger Hunde zeigt, die eindeutig als Vorläufer des modernen Clumber Spaniels erkennbar sind. Tatsache ist auch, dass des Herzogs Jagdaufseher William Mansell durch sein unermüdliches Engagement die Rasse nachhaltig verbesserte und schließlich in ganz England populär machte.
Der Clumber wurde bevorzugt bei der Jagd auf Rebhühner und Fasane eingesetzt, denn er hat ein quasi angeborenes Gefühl für die Jagd im Feld. Keine Deckung lässt er unerforscht und arbeitet sich mit seiner Körpermasse in das dichteste Unterholz gleichsam wie ein «Panzer» hinein. Ganze Meuten wurden vom Adel früher auf die Jagd mitgenommen.
Die Hunde müssen bei ihrer Arbeit einen atemberaubenden Anblick geboten haben. Auch heute werden sie aufgrund ihrer feinen Nasenarbeit in vielen Ländern noch als hochintelligente Helfer bei der Jagd eingesetzt. In Deutschland ist eine Ausbildung leider nicht möglich, da hier Spurlaut (bellen beim Verfolgen der Fährte) verlangt wird und der Clumber rassebedingt ein stummer Jäger ist.
Im vorletzten Jahrhundert war der Clumber jedoch nicht nur der Lieblingsjagdhund des englischen Adels, sondern auch des englischen Königshauses. König Georg V. genoss es, seine Clumber zur Jagd nach Sandringham mitzunehmen. Der König selbst züchtete viele Arbeits- und Show- Champions, der bekannteste davon ein Rüde namens «Sandringham Spark».
Die Beziehung zwischen den Clumber Spaniels und der englischen Monarchie gipfelte in der großen Liebe Königs Edward VII. zu diesen außergewöhnlichen, massigen Jagdhunden. Was heute der Queen ihre Corgis sind, waren im vorletzten Jahrhundert ihrem Urgroßvater König Edward und seiner Mutter Königin Victoria die ClumberSpaniels.
Die große Popularität des Clumber Spaniels verlor sich nach seiner Blütezeit im 18. und 19. Jahrhundert leider mehr und mehr. Nach dem Zweiten Weltkrieg bis hinein in die 60er-Jahre gingen die Eintragungszahlen beim englischen Kennel Club stetig zurück. Nur eine Handvoll Züchter engagierte sich noch für diese außergewöhnliche Spanielrasse. Heute interessieren sich – zumindest im Mutterland der Rasse – wieder mehr Menschen für die großen weißen Spaniels.
«Es ist einfach Freude pur, wenn ich morgens nach unten gehe und von diesen großen, haarigen weissen Tieren begrüßt werde», erzählt Sue Nethercott. Sie lebt in Liverpool und teilt ihr Leben mit zwei Clumber Spaniels: Annie, der zehnjährigen Clumberdame, und Harley, dem zweijährigen Rüden. «Wenn sie etwas von dir wollen und mit ihrer tiefen, ausdrucksvollen Stimme ihr ‹Woo, Woo, Woo› bellen, hört es sich an, als würden sie mit dir sprechen», erzählt Sue Nethercott begeistert. Trotzdem ist ihr klar, dass die Rasse sehr polarisiert. «Die Clumber sind wirklich etwas ganz Besonderes, entweder man mag sie oder nicht.»
Das kann vielleicht auch daran liegen, dass sich der Clumber nicht nur äußerlich von den anderen Spanielrassen abhebt, sondern auch, wie er sich bewegt. Er schwebt nicht so elegant wie seine Verwandten über den Boden, sondern kommt mit einer rollenden Bewegung beinahe etwas tollpatschig daher. Diese für die Rasse ganz charakteristische «Clumber roll» kommt aus der Kombination des Schubs aus der Hinterhand und den breiten, schweren Schultern zustande.
Auch gibt es beim Clumber Spaniel nicht diese große Farbpalette wie beispielsweise beim Cocker Spaniel. Ein Clumber ist immer weiß mit hellen zitronenfarbenen oder dunkleren orangefarbenen Abzeichen. Die Farbe «sitzt» im Wesentlichen auf dem Kopf, manchmal mit einigen Sprinklern oder Flecken, die spärlich auf Körper und Beinen verstreut sind.
Wer einen Clumber im Haus hat, der sollte einen extra starken Staubsauger in der Besenkammer stehen haben. Sein reinweißes Fell verteilt sich die meiste Zeit im Jahr großzügig in der ganzen Wohnung. Außerdem ist eine regelmäßige Fellpflege erforderlich, um das lange Haar von Verfilzungen und Knoten frei zu halten.
Durch seine vergleichsweise kurzen Beine haben seine Bauchhaare entsprechend Bodenkontakt und der Clumber schleppt nach den Spaziergängen bei Schmuddelwetter jede Menge Schmutz ins Haus. Umso mehr, da er keine Pfütze auslässt. Er liebt es, schwimmen zu gehen – auch wenn nicht unbedingt sommerliche Temperaturen herrschen. Kenner sagen, dass der Clumber eine Neigung zum Sabbern hat und unübertrefflich im Schnarchen ist!
Clumber-Liebhaber versichern, dass das Leben mit den großen weißen Spaniels nie langweilig wird. Clumber seien eine wunderbare Mischung aus Liebe und Sanftmut gepaart mit einer natürlichen Komik. Sie sind verspielt und lieben es alle möglichen Gegenstände zu apportieren.